Was Antibiotikaresistenzen bewirken
Den Teufel mit Beelzebub vertreiben. Das geschieht in der Tiermedizin, wenn Antibiotika eingesetzt wird. Das ist notwendig, um dem Vieh in der Massentierhaltung das Leben zu ermöglichen, sonst würden es reihenweise seine Lebensumstände beenden. Mitte September stimmt das EU-Parlament darüber ab, welche Antibiotika künftig nur noch bei Menschen angewendet werden dürfen.
Hintergrund ist: Jeder Antibiotikaeinsatz fördert die Bildung von Resistenzen. Bakterien versuchen, sich der für sie tödlichen Wirkung des Antibiotikums zu entziehen, indem sie sich anpassen und verändern. Sie entwickeln gegen den eingesetzten antimikrobiellen Wirkstoff eine Resistenz, bei Tier und Mensch.
In der Tierarzneimittelverordnung (EU) 2019/6, die im Jahr 2019 verabschiedet wurde und im Januar 2022 in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft tritt, sollen jetzt die Kriterien festgelegt werden, nach denen die antimikrobiellen Wirkstoffe künftig eingeteilt werden.
Als Reserveantibiotika, die künftig nur noch in besonderen Fällen in der Humanmedizin eingesetzt werden sollen, sind die Fluorchinolone sowie die Cephalosporine der dritten und vierten Generation im Gespräch. Um die Zuordnung von Makroliden und Colistin wird noch gerungen.
Die EU-Kommission hat dazu einen Vorschlag erarbeitet. Er und wurde in enger Abstimmung mit der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), der Welttiergesundheitsorganisation (OIE) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) formuliert.
Einigen Abgeordneten des EU-Parlaments gehen die Vorschläge der Kommission nicht weit genug. Getrieben durch die Deutsche Ärztekammer, so heißt es, hat die Fraktion der Grünen einen Entschließungsantrag eingebracht und so den Kommissionsvorschlag am 13. Juli 2021, als im zuständigen EU-Ausschuss darüber abgestimmt wurde, auf den letzten Metern zu Fall gebracht, sagt top agrar.
Jetzt soll das EU-Parlament Mitte September abschließend darüber abstimmen, welche Wirkstoffklassen künftig für die Humanmedizin reserviert werden. Wenn das so rigoros wie nötig gehandhabt wird, wird Massentierhaltung erschwert bis unmöglich. Vielleicht eine nicht so ganz schlechte Folge, und es bedarf weniger Veterinäre.
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