Kommt die blaue Feinstaubplakette?
Die Diskussion um eine weitere Verschärfung der Auflagen für Kraftfahrzeuge, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden, um die Feinstaubbelastung zu senken, wird heftiger. Konkret geht es darum, daß es demnächst eine blaue Plakette geben soll. Sie soll vergeben werden an solche Fahrzeuge, die die Abgasgrenzwerten der Euro-6-Norm entsprechen. Falls das dann zum Maßstab wird, müssen alle Autos, Lkws und Busse, die nicht soeben inbetrieb genommen wurden, nachgerüstet werden.
Das hat den Bundesverband Fuhrparkmanagement e. V. (BVF) und den Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) auf den Plan gerufen. Beide halten den Vorstoß für nicht zielführend. Man schaffe weitere Bürokratie und komme nicht wirklich an das gewünschte Ziel.
Der Hintergrund ist, daß die gemessene Feinstaubbelastung in vielen Ballungsräumen nicht der Wunschvorstellung entspricht. Feinstaub ist ein komplexes Gebilde. Normalerweise handelt es sich um schädliche Substanzen.
„Wir sind ganz klar für Umweltschutzmaßnahmen, aber noch mehr Bürokratie ist nicht akzeptabel“, sagt Marc-Oliver Prinzing, Vorsitzender des Vorstandes des BVF. Das ökologische Fuhrparkmanagement sei ohnehin ein fester Bestandteil bei Fahrzeugflotten, die betriebswirtschaftlich und effizient gesteuert werden. Bereits heute werden – soweit sinnvoll – Fahrzeuge mit alternativen Antrieben eingesetzt und darauf geachtet, dass der Fuhrpark sparsam und kostengünstig ist. Und da Flottenfahrzeuge regelmäßig ausgetauscht werden, sind die Fahrzeuge in der Regel auf dem neuesten Stand. Eine weitere bürokratische Hürde wie eine blaue Feinstaubplakette ist nach Ansicht des BVF der falsche Weg. Der Effekt sei fraglich und der Aufwand unverhältnismäßig. „Es wäre sicher einmal spannend genauer zu sehen, wie Kommunen, Landes- und Bundesbehörden hier bei eigenen Fuhrparks agieren. Hier ist das Wort „ökologisch“ oft noch ein Fremdwort. Mancher Politiker hat mit Elektrofahrzeugen ein neues Lieblingsspielzeug entdeckt.
Mit der Mobilität der Unternehmen steht und fällt der geschäftliche Erfolg, erläutert auch Dirk Gerdom, Präsident des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR). Das hat unmittelbaren Einfluß auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland. „Mit einer weiteren bürokratischen Hürde wird der Umwelt nur wenig geholfen, dafür entsteht aber erhebliches Mehr an Kosten“, so Gerdom. Gemeinsam mit dem Fuhrparkverband ebnet der VDR deshalb die Wege für reibungslose Abläufe im Fuhrpark- und Travel-Management. Dazu gehört auch die Nutzung von Synergien der beiden Bereiche.
Der BVF und der VDR warnen deshalb vor einem weiteren Bürokratieungetüm, sollte die neue Plakette eingeführt werden. Denn die bundesweite Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr ist in den letzten 20 Jahren bereits drastisch gesenkt worden von ca. 37 Kilotonnen PM10-Emission pro Jahr in 1997 auf unter 10 Kilotonnen, also rund drei Viertel. Im gleichen Zeitraum ist beispielsweise die Emission durch Kleinfeuerungsanlagen gestiegen, sogar über das Niveau der Kraftfahrzeug-Emissionen.
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