Vertragsrecht: Telefonische Verträge umstritten

Peter Hauk (CDU), Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in der grünschwarzen Landesregierung in Stuttgart, plant eine Gesetzesinitiative im Bundesrat, um den Mißbrauch bei Verträgen einzudämmen, die telefonisch vereinbart werden. Ein telefonisch verabredeter Vertrag soll erst dann rechtswirksam werden, wenn im Nachhinein eine schriftliche Bestätigung erfolgt.

Der Deutsche Dialogmarketing Verband lehnt dies strikt ab und nennt es sach- und fachfremd. Es sei deutsches Recht, daß Verträge auch mündlich geschlossen werden können. Ein Abweichen hiervon wäre ein Systembruch und würde tief in das bestehende Vertragsrecht eingreifen.

Das ist zwar richtig, aber rechtliche Möglichkeiten können auch missbraucht werden, und das dies der Fall ist, wird jeden Tag bewiesen.

Call-Center sind ein lukrativer Geschäftsbereich geworden. Benutzt werden sie zur Telefonwerbung, aber auch zum -betrug: Die Spanne reicht von Zeitschriften-Abos über vorgegaukelte Lotteriegewinne bis hin zu Erpressung. Häufig operieren die gut organisierten Banden vom Ausland aus - nicht selten aus Istanbul, der heißesten Drehscheibe im europäischen Call-Center-Geschäft.

Immer mehr Firmen bauen ihre Call-Center-Aktivitäten in der türkischen Millionenmetropole aus. Insider schätzen ihre Zahl auf mehrere hundert. Für deutsche Unternehmen ist die Stadt besonders attraktiv weil das Lohnniveau deutlich ist, es stehen auch Mitarbeiter mit exzellenten Deutschkenntnissen zur Verfügung. Daß die Call-Center-Mitarbeiter in Istanbul sitzen, wird am Telefon nicht verraten, denn es wird im Auftrag großer Firmen angerufen, seien es Elektronikhersteller, Telekommunikation oder Fluggesellschaften, und ein Anruf aus dem Ausland würde eher unseriös wirken.

Daß der Ort des Anrufs verschwiegen oder falsch angegeben wird, ist jedoch nur eine kleine Mogelei im Verhältnis zu dem, was die schwarzen Schafe der Branche anrichten. Zunehmend wählen sich betrügerische Call-Center in Haushalte ein. Mal haben sie gute Nachrichten wie „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!", mal schlechte: „Ich rufe Sie an von der Staatsanwaltschaft Berlin, es liegt eine Anzeige gegen Sie vor ...". Was auch immer die Stimmen versprechen oder androhen - sie wollen letztlich Geld. Der vorgegaukelte Grund dient lediglich als Masche, und die Betrüger sind erfolgreich: Viele der über den Tischgezogenen zahlen.




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