Effizienzverluste dank Digitalisierung
Digitale, vernetzte, interaktive Arbeit geht mit hohen Effizienzverlusten einher: Beschäftigte machen 30% mehr Überstunden als noch vor fünf Jahren, um ihr Tagwerk zu schaffen; die Produktivität sinkt um 30%. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der AKAD Hochschule Stuttgart in Zusammenarbeit mit der tempus GmbH, an der im Frühjahr 2018 mehr als 1.200 Angestellte, Entscheider und Selbstständige teilnahmen. Die Studie untersuchte die Möglichkeiten und Herausforderungen modernen Arbeitens.
Gaben die Befragten in der Arbeitseffizienzstudie 2013 an, durchschnittlich sechs Überstunden pro Woche zu leisten, sind es nun bereits 7,5. Was den Studienleiter Prof. Dr. Daniel Markgraf zu der Aussage veranlaßt, im Grunde sei die Sechs-Tage-Woche wieder da.
Vordenker in Sachen Büro-Effizienz und tempus-Geschäftsführer Jürgen Kurz spitzt das Resümee weiter zu: „Die Beschäftigten arbeiten im doppelten Sinne umsonst, denn Überstunden sind in der Regel unbezahlt und führen aufgrund der Effizienzverluste nicht dazu, daß die Produktivität gesteigert wird."
Bedenkliches Ergebnis der Studie: Weniger als die Hälfte aller Beschäftigten kann konzentriert arbeiten. Durch permanente Ablenkung haben 84% den Eindruck, zu viel zu arbeiten, ohne daß es genügt. Jürgen Kurz ergänzt: "Nach meiner Erfahrung nutzen die Menschen digitale Instrumente und Hilfsmittel viel zu wenig, um sich die Arbeit zu erleichtern. ... die Produktivität sinkt ungeachtet aller Anstrengungen."
Daß die Zufriedenheit der Mitarbeiter unter diesen Bedingungen leidet, wird in der aktuellen Studie ebenfalls deutlich: So fühlt sich mehr als die Hälfte der Befragten von der permanenten Erreichbarkeit via eMail belastet; 2013 waren es 42%. Am Beispiel des zentralen Kommunikationstools zeigt sich, daß die Arbeit bis ins Privateste vorgedrungen ist:Mehr als 40% der Studienteilnehmer gaben an, eMails selbst im Bett oder auf der Toilette zu bearbeiten. Mehr als zwei Drittel macht auch außerhalb der Arbeitszeit - nach Feierabend, sonntags oder im Urlaub - keine eMail-Pause. Umso verwunderlicher: 45% der Befragtensagten, für die Bearbeitung wichtiger eMails fehle ihnen die Zeit; und mehr als zehn% verschwenden ein Drittel ihrer Arbeitszeit durch den ineffizienten Umgang mit ihnen.
Die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, statt zu ihrem Spielball zu werden, darin sieht Jürgen Kurz die Herausforderung. Er rät, sich mit den Möglichkeiten moderner Anwendungsoftware stärker vertraut zu machen und sich mit ihrer Hilfe konsequent von unnötigen Aufgaben zu entlasten.
Die komplette Studie steht im Netz.
www.buero-kaizen.de/studie2018
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