Wie Qualitätsgüter durch die Krise kommen

Das Wirtschaftsjahr 2020 hat die Flexibilität von 200 Weingütern auf die Probe gestellt, die Mitglieder des VDP sind, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Und weiter: Wer aufgeschlossen war, sich den durch die Restriktionen verursachten Veränderungen stellte, kann allen negativen Prognosen zum Trotz auf ein ordentliches Jahr zurückblicken. Bei Weingütern, die sich blockierten Vertriebswege wie geschlossene Restaurants oder mit Strafzöllen belegten USA-Export unterwarfen, deren wirtschaftliche Situation ist angespannt.

Dabei hinterlassen die coronabedingten Restriktionen erhebliche Spuren. Weggefallene Vertriebswege, fast auf Null zurückgefahrene Präsentationsmöglichkeiten, geschlossene Restaurants und geändertes Konsumverhalten forderten Kreativität und Flexibilität. Und noch immer gestaltet sich die Verkostung des gerade auf den Markt gebrachten neuen Jahrgangs 2020 schwierig. Normalerweise kann sich die Weinbranche auf der VDP.Weinbörse, der weltgrößten Fachmesse für deutsche Spitzenweine, Ende April ein umfassendes Bild zum machen. Sie wurde auf Juli verschoben und dann abgesagt.

Dabei ist der Jahrgang 2020 gut gelungen: „Bemerkenswerte Spannung. Eleganz und Finesse, gepaart mit feiner Frucht. Ein Jahr, das begeistert. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem wir wunderschöne Trauben ernten konnten, mineralischer und straffer als 2018, dabei aber etwas runder und kraftvoller als 2019", sagt VDP.Präsident Steffen Christmann.

Die aktuellen Wirtschaftsdaten der VDP.Weingüter werden im Frühjahr abgefragt und daraus Durchschnittswerte bzw. Hochrechnungen gebildet. Neben den Fragen nach Umsatz und Geschäftsentwicklung wurden dabei die Preistendenz, die Entwicklung des Exports, aber auch Verkaufskanäle, z.B. Fachhandel oder Direktverkauf abgefragt. Dabei stellte sich heraus: 60% der VDP.Weingüter investierten mehr Zeit und Personal in ihren Social-Media Auftritt, genauso wie in neue digitale Veranstaltungsformate wie z.B. „Online-Master Classes“ oder digitale Weinproben, nach denen extra konzipierte Weinpakete verschickt wurden. Es wurde mehr Personal eingestellt.
32% der VDP.Rebfläche werden ökologisch bewirtschaftet. 29% der Rebflächen wurden im vergangenen Jahr nachhaltig bewirtschaftet, 17 % der Winzer haben ein entsprechendes Zertifikat. Dieser Anteil soll – so jüngst von der VDP.Mitgliederversammlung beschlossen - bis zum Jahr 2025 auf 100 % steigen.

83% der VDP.Weine werden im Inland verkauft. Dabei macht der Verkauf an Endverbraucher mit 48% nahezu die Hälfte des Gesamtverkaufs aus. 36% wurden im vergangenen Jahr ab Hof abgesetzt, trotz eines eingebrochenen Weintourismus im Frühjahr.

Auf 12% stieg der Anteil der über den weingutseigenen Webshop verkauften Weine, was mehr als eine Verdoppelung bedeutet. Dies verdeutlicht, dass im von der Pandemie geprägten Jahr 2020 überdurchschnittlich viele Weine per Paket versendet wurden. 7,5% der Weine wurden über Online Weinhändler verkauft.

Gastronomie und Fachhandel sind besonders wichtige Geschäftspartner für die Mitglieder im VDP. Ein Viertel (24%) macht der Absatz an den Fachhandel aus. Dieser Anteil zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Anders bei der Gastronomie. Durch die Schließung der Restaurants während des Lockdowns ging der Anteil des Gastronomieabsatzes von 18% auf 12% zurück, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Relativ gleichbleibend war der Anteil im Lebensmitteleinzelhandel (8%) sowie im Discount (0,5%). 17% des verkauften Volumens wurden im vergangenen Jahr ins Ausland geschickt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Exportanteil aufgrund der weltweiten Pandemie, Lieferschwierigkeiten und besonders der Strafzölle der USA von 27% auf 10%, ein Einbruch größer als der beim Gastgewerbe.

Weltweit ist das Interesse an deutschen Spitzenweinen jedoch ungebrochen. Der VDP.Adler auf dem Flaschenhals gilt international als klares Symbol für Qualität in der Flasche. Deshalb ist der Ausbau und die Pflege der Exportmärkte ein wichtiges strategisches Ziel. Das nicht zletzt, weil hier gute Preise erzielt werden, der Aufbau einer Marke möglich ist und zur Stabilisierung der Umsätze beigetragen werden kann, die im Inland einem Verdrängungswettbewerb ausgesetzt sind.

Größte Absatzmärkte sind Niederlande und Skandinavien.

Der Gutswein bleibt die Visitenkarte und das Zugpferd des VDP Während der Durchschnittpreis für eine Flasche deutschen Weins bei etwa 3,50 € liegt, wird beim Gutswein ein Einstiegspreis von 10,- € erzielt.
Mehr als die Hälfte des im letzten Jahr verkauften Volumens gehören dieser Klassifikationsstufe an.

Knapp ein Drittel der abgesetzten Volumens nehmen die Ortsweinen ein. Mit einem Durchschnittspreis von 13.- € pro Flasche sind sie eine hochwertige und preislich attraktive Mittelstufe zwischen dem Gutswein und den Lagenweinen. Sie sind somit wie geschaffen für die Gastronomie und markieren innerhalb der Weingutspyramide oft den Schritt von Sortencharakteristik zu Herkunftstypizität.

Im Lagenwein-Bereich werden insgesamt etwa ein Viertel der Flaschen abgesetzt. Für VDP.Grosse Lage-Weine werden im Durchschnitt 35,- € ausgelegt.




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