Soll Wein nicht nur schmecken?

„In Deutschland sind wir noch weit davon entfernt, dass man weiß, was einen im Glas erwartet", sagte Steffen Christmann, der Präsident der Deutschen Prädikatsweingüter, der Deutschen Presse-Agentur. Das sei bei französischen Weinen anders. Da könne man bei einem Wein mit der Herkunftsbezeichnung Sancerre sicher sein, einen leichten Rotwein oder Rosé der Rebsorte Pinot Noir (Spätburgunder) zu bekommen oder aber einen fruchtigen Weißwein der Rebsorte Sauvignon Blanc. Er forderte zugleich, das deutsche Weinrecht entsprechend zu modifizieren, Das hat nicht nur Zustimmung gefunden.

„Die von Steffen Christmann gegenüber der dpa geäußerte Forderung nach einer weiteren Verschärfung des Weinbezeichnungsrechts führt in die völlig falsche Richtung“, ist Albert Kallfelz, Vorstand bei der Vereinigung Pfälzer Winzergenossenschaften (VPW), überzeugt. Die diese Vereinigung vertritt Pfälzer Genossenschaften, denen mehr als 350 Haupterwerbs- und 550 Nebenerwerbswinzerfamilien angeschlossen sind. „Das geht eindeutig an den Bedürfnissen des ganz überwiegenden Teils der Weinkonsumenten vorbei und gefährdet zahlreiche Weinerzeuger in ihrer Existenz“, so Albert Kallfelz.
Er verweist darauf, dass viele deutsche Weinbauregionen ein Gutteil ihres Erfolgs der Vielfalt der Rebsorten und Weinkonzepte verdanken, die ein breites Publikum ansprechen. Den VDP-Weingütern, etwa 200 an der Zahl, stehen rund 11.000 andere gegenüber, die andere Bedürfnisse bedienen.

Kallfelz: Ein Wein ist dann gut, wenn er schmeckt. Man muss kein Weinexperte sein, um Wein genießen zu können. Aber gerade dann ist Orientierung wichtig, und dafür ist die Herkunftsbezeichnung eines Weins enorm hilfreich.

Nun, hier liegen die Experten Christmann und Kallfelz nicht so ganz weit auseinander. Denn, wer Wein kauft, der als Sancerre bezeichnet wird, weiß er kommt von der Loire. Und ein Dornfelder kommt aus der Pfalz. Beides muss man allerdings nicht wissen, wenn es schmeckt.
Zuerst veröffentlicht im Newsletter NFh Nr. 09/21




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