Mövenpick beendet Gastrolinie

Den Mövenpick von Ueli Prager gibt es nicht mehr. Das letzte Stückchen, was noch an das von ihm gegründete Unternehmen erinnerte, Marché, wurde soeben abgestoßen. Die Lagardère Travel Retail International mit Sitz in Paris übernimmt das Geschäft, das in Deutschland, Tschechien, Slowenien, Kroatien und Singapur betrieben wird, wie es heißt 160 Outlets mit ca. 1700 Beschäftigten. Damit endet die Gastrolinie, die sich stets durch Innovationen einen Namen machte.

Alles begann 1947, als Ueli Prager mit zwei Freunden eine AG gründete, um das erste Mövenpick-Restaurant zu eröffnen. Es begann etwas, was sich aus der Mittelmäßigkeit hervorhob. So banal das heute erscheint, es war damals revolutionär: rationeller Ablauf, flexible Essenszeiten, durchgehend warme Speisen, Tellerservice, erschwingliche Delikatessen sowie Fische und Meeresfrüchte im Angebot, Essen an der Bar, glasweise verkaufter Wein, gleichbleibende Qualität wurden zu Grundlagen des Erfolgs.

Am 06.09.96 war in Neue Fakten hotelintern zu lesen: „1986 überschritt der Umsatz der Mövenpick-Unternehmungen erstmals die Grenze von einer Milliarde Franken. Es begannen die ersten schwerwiegenden Krisen. Prager, 70jährig, wollte sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und machte seine 26 Jahre jüngere Frau zum Direktionspräsidenten, einem Job, den man in Deutschland als Vorstandsvorsitzenden bezeichnen würde. Das ging nur zwei Jahre gut. Auch das Vorhaben, den Konzern der Familie zu erhalten, konnte nicht verwirklicht werden. Das Zerwürfnis mit seiner Frau gab den Ausschlag für den Verkauf an ein Münchner Bankhaus“.

Jetzt ist nicht mehr viel von Mövenpick übrig. Die Hotels gingen vor einiger Zeit an Accor. Von der Food & Beverage Sparte ist eigentlich nur noch der Wein vorhanden, was an Foodinnovationen entwickelt wurde, z.B. Eis, ging an Nestlé, für anderes werden noch Lizenzrechte vergeben, selbst gibt es keine Produktionen mehr. Und nun geht der Rest, Marché, an Legardère. Die sind weltweit stark, in Deutschland nicht, das passt also.

Nun kann man nicht sagen, Mövenpick habe sich mit Marché keine Mühe gegeben, das haben sie, haben es immer wieder versucht, das Konzept zu erfrischen. Der Erfolg hat sich nicht mehr eingestellt. Ein wenig ist es eben so wie bei Friedrich Jahn, der auf einer Stufe mit Ueli Prager genannt werden kann. Der machte mit dem Wiener Wald Furore, aber bei seinen Nachfolgern ging er eines Tages nicht mehr.




Kommentare

Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.