Besser im Rennnen

Martin H. Kolb beim Empfang der Helikopter Besatzungeen

Heiligendamm erhöht die Drehzahl. Im fünften Jahr nach der Wiedereröffnung als Kempinski Grand Hotel scheint der Knoten geplatzt, der es zuvor gefesselt hielt. Dazu beigetragen hat sicher die Publicity des G 8 Treffens im vergangenen Jahr, aber der Aufschwung hätte sicher nicht eingesetzt, wenn die Kundschaft von Ambiente und Service enttäuscht wäre.
Die Geschichte von Heiligendamm geht auf das Jahr 1793 zurück, als Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin von seinem Leibarzt den Rat erhielt, in der Ostsee zu baden. Er löste damit einen Trend aus, der wiedererstanden ist. Im Gefolge kamen Aristokraten, Dichter, Musiker, Industrielle und die Hochfinanz in den Ortsteil von Bad Doberan. Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit bis zur Wende setzte dem ein Ende. Was von der ursprünglichen prächtigen Anlage nutzbar blieb, diente dem FDGB der DDR als Ferienheim.
Der Kölner Immobilienentwickler Anno August Jagdfeld - Hotelier des Jahres 1998 - nahm sich des Geländes - und dessen, was von der alten Pracht übrig geblieben war - Ende der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an. Ein zum Wiederaufbau aufgelegter erster Immobilienfonds mußte 1999 wegen zu geringen Interesses geschlossen werden. Aber Jagdfeld ließ nicht locker und hatte schließlich das Glück des Tüchtigen. Auch wegen erheblicher Fördermittel, die er aktivieren konnte wurde das Werk vorläufig fertig. Im Juni 2003 wurde das Kempinski Grand Hotel Heiligendamm feierlich eröffnet, in Anwesenheit von Dr. Harald Ringstorff, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern und Gästen aus den In- und Ausland. Es war ein Luxusresort mit 225 eleganten Zimmern und Suiten sowie einem 3 000 m2 großem Spa entstanden.
So recht funktionieren wollte die Sache zunächst nicht. In den ersten vier Jahren wurde eine Auslastung von 38 % erreicht, zu viel zum Sterben und zu wenig um zu Überleben. Das hat sich geändert. 64 % der Kapazität ist inzwischen beansprucht. Die Durchschnittsrate beläuft sich nach Auskunft von Martin H. Kolb, Geschäftsführender Direktor- unser Foto -, auf € 180,- netto.
Kolb erläutert im Gespräch mit NFh ein wenig die Zielrichtung. Heiligendamm steht nicht im Konkurrenz mit dem Neptun im Warnemünde (von wo er Ronny Siewert für das Gourmet Restaurant Friedrich Franz gewinnen konnte) oder Yachthafen Residenz Hohe Düne (wo heute der Vorgänger von Siewert, Tillmann Hahn, kocht) sondern das Hotel Bareis, die Traube-Tonbach oder Schloß Elmau. Dort sind 85 % der Gäste Wiederholungstäter. In Heiligendamm sind es 29 %. Das gilt es zu ändern.
Wer immer wieder in das selbe Hotel fährt, um sich zu erholen, der kennt die Gründe. Die Lage ist perfekt, das Zimmer ebenso, wie das Restaurant und das ganze drum und dran. Für jüngere Leute ist es auch das Erlebnis, was man sucht und findet. Auch hier kann Heiligendamm inzwischen punkten. Es liegt ein hoteleigenes Schiff am Pier im benachbarten Kühlungsborn, und man kann das Grand Hotel auch mit dem Helikopter ansteuern, wie jüngst geschehen, als sieben auf dem Rasen vor dem Kurhaus landeten und eine Gruppe von Industrieller und Handelsleuten im Haus übernachteten, um am nächsten Tag nach Schweden und Finnland weiter zufliegen.
Beinahe hätte das nicht geklappt. Während man im Ausland mit dem Hubschrauber landen kann, wo Platz ist, ist in Deutschland hierfür eine besondere Erlaubnis erforderlich. Die zunächst erteilt, einige Wochen vor dem Landetermin mit der Begründung zurückgezogen wurde, zu gefährlich. Erst eine Intervention auf höherer Ebene im dafür zuständigen Ministerium der Landesregierung in Schwerin bescherte die endgültige Erlaubnis.
Fertig ist Heiligendamm allerdings noch nicht. Neben den bewirtschafteten sechs Gebäuden gibt es noch ebensoviel Villen, ursprünglich Gästehäuser des Adels, die sich noch im Zustand der Nachkriegszeit befinden. Sie sollen verkauft werden. Vom Erlös wird sicher etwas für die Verwirklichung einer Thalassoanlage genutzt werden können. Durch die verbesserte Belegung des Hotels ist erst einmal für Cash Flow gesorgt, ein Return of Investment ist das nicht. Aber Anno August Jagdfeld und die anderen Anteilseigner haben offensichtlich Geduld.




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