Wie steuert die Hotellerie die Wellnessbewegung?

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Sieben Fragen an den Geschäftsführer der Wellnes-Hotels Deutschland GmbH, Michael Altewischer

Nfh: In Abwandlung eines Sprichworts: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, könnte man sagen, daß Wellness sich nicht einstellen kann, wenn der Mensch nicht einigermaßen gesund ist. Was leistet hier ein Wellnesshotel?

Michael Altewischer: Vorweg: Wellnesshotels sind weder Kliniken noch Rehabilitationseinrichtungen, die akut Erkrankte heilen können bzw. wollen. Viele durchaus gesunde Gäste buchen allerdings einen Wellnessurlaub, um in Eigenverantwortung etwas für ihre Gesundheit zu tun. Dabei genießen sie Ambiente, Service und Komfort eines anspruchsvollen Hauses. Innerhalb unserer Kooperation gehen wir mit dem Geschäftsfeld der Gesundheitsreisen zusätzlich neue Wege. Die teilnehmenden Partnerhäuser halten Angebote auf hohem (medizinischen) Niveau bereit, die speziell auf Unternehmensbedürfnisse abgestimmt werden und der Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern dienen. Eine Betreuung durch Ärzte und ausgebildete Mitarbeiter ist gegeben, ebenso speziell konzipierte Programme in den Bereichen Rückenschule, Bewegung, Entspannung sowie Nikotinentwöhnung.

Nfh: Anschlußfrage: ist Spezialisierung sinnvoll?

Michael Altewischer: Es ist für ein Wellnesshotel unbedingt von Nutzen, sich ein klares Profil zu verschaffen und sich so von den Me-Too-Wettbewerbern abzuheben. Betont werden können z. B. regionale Schwerpunkte wie etwa Thalasso in am Meer gelegenen Häusern, alpine Wellness im Gebirge, Golf & Wellness dort, wo ein hoteleigener Golfplatz vorhanden ist. Auch spezielle Gesundheitsprogramme wie Ayurveda, Traditionelle Chinesische Medizin, Kneipp- oder Mooranwendungen können als Merkmal für ein unverwechselbares Wellnesshotel dienen.

Nfh: Die fernöstliche Prämisse: Deine Nahrungsmittel seien Deine Heilmittel gewinnt an Einfluß, auch bei uns. Was kann die Küche eines Wellnesshotels hier leisten?

Michael Altewischer: „Gesunde Küche für Gourmets“ – dieses Thema spielt in unserer Gruppe seit jeher eine wichtige Rolle. Die Gäste erwarten eine leichte, bekömmliche, aber auch raffinierte Küche. Deshalb veranstalten wir regelmäßig Seminare für die Köche unserer Partnerhotels. Geschult wird in einer Vitalküche, die den neuesten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen genügt, darüber hinaus aber fantasievoll und wohlschmeckend ist. Auch hier kommt der wichtige Grundsatz „Spaß und Genuss ohne Reue“ zum Tragen.

Nfh: Anschlußfrage: Convenience ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt, was kann man dem Koch raten, wie soll er hiermit umgehen?

Michael Altewischer: Wie definiert man Convenience? Portioniertes Fleisch, filetierter Fisch, geputzter Salat zählen zum Prozedere in jeder modernen Profiküche. Kein Koch wird heutzutage die Kakaobohne rösten, um seine eigene Kuvertüre herzustellen! Convenience hat grundsätzlich in den Restaurant-Alltag Einzug gehalten. Allerdings stellt sich die Frage, ob man die berühmt-berüchtigte Tütenware verwenden muß. Abstand zu nehmen ist meiner Meinung nach auch von Geschmacksverstärkern und ähnlichen Dingen. Hier sollte der Anspruch bestehen an eine ernährungsphysiologisch ausgerichtete Vitalküche, die Hinweise auf regionale Lieferanten, Nährstoffwerte und Fettgehalt auch in der Speisekarte enthalten darf.

Nfh:. Ich würde gerne das Thema ein wenig erweitern, denn gesund muß ein Wellneshotel sein, wenn es sein Versprechen halten will. Wie stehen Sie, Herr Altewischer, zu den Bewertungsportalen, die zunächst hochgelobt wurden, aber inzwischen in Mißkredit geraten sind, weil sich die offenbarten, welche sie manipulierten?

Michael Altewischer: Bei den Bewertungsportalen sehe ich eher die Chancen und Möglichkeiten als die negativen Aspekte. Niemand kann das Web. 2.0 oder das bevorstehende Web 3.0 rückgängig machen bzw. wegdiskutieren. Ich glaube auch, dass die meisten von uns sich zumindest dann schon mal in diese Foren eingeloggt haben, wenn sich im Vorfeld Informationen über ihren Urlaubsort einholen wollten. Vor allem aber darf der Gast erwarten, dass sich der Hotelier intensiv mit den Bewertungen seines Hauses beschäftigt und eventuell Konsequenzen daraus zieht.

Nfh: Jetzt sind wir beim Thema Social Media. Auch hier gehen die Meinungen auseinander, was Facebook oder Twitter den Hotels bringen. Welchen Umgang empfehlen Sie den Mitgliedhotels hier?

Michael Altewischer: Wenn, dann mit System! Es zeigt sich, daß das reine Abbilden von Stammgäste- Fotos in unregelmäßigen Abständen von drei bis acht Wochen die Facebook- Gemeinde nicht interessiert – mit der Folge, daß die Seite keinen Erfolg als „Freundesseite“ hat. Ein gutes Redaktionskonzept sowie das Festlegen von Schreibberechtigungen sind vielmehr Grundvoraussetzungen, um glaubwürdig von der Facebook-Community wahrgenommen zu werden. Auch wenn der Erfolg nicht sofort meßbar ist (auch das Web. 2.0 hat eine Entwicklung von 5.000 Tagen benötigt!), so sind die sozialen Netzwerke doch im Alltag des Verbrauchers angekommen.
Bezüglich der Verwendung von Twitter lässt sich resümieren, daß in Deutschland zwei Prozent der Internet-User dieses soziale Netzwerk regelmäßig nutzen. Der Vorteil darf hier derzeit vor allem in der Pflege eines journalistisch geprägten Netzwerks gesehen werden.

Nfh: Wenn Sie jemand fragt, wie sehen Wellnesshotels in 20 Jahren aus? Wie würden Sie eine kurze Antwort formulieren?

Michael Altewischer: An dieser Stelle erscheint der Blick in die Glaskugel nicht angebracht. Wenn uns z. B. vor den bereits erwähnten 5 000 Tagen jemand die Entwicklung im IT-Bereich prophezeit hätte, wären viele maximal zu einem Schmunzeln bereit gewesen! Ich bin allerdings der Überzeugung, daß sich der (Wellnesshotel)-Markt im Bereich der privaten Gesundheitsvorsorge in einem nicht unerheblichen Maße weiterentwickeln wird.




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