Schloß Rheinfels: Auf zu neuen Ufern
Sie war 25 Jahre Tradition im Romantik Hotel Schloss Rheinfels: die „St. Goarer Tafelrunde“ am letzten Oktoberwochenende eines jeden Jahres, immer mit einem mitreißenden Motto. Nun fand die größte - mit mehr als 160 Gästen - und zugleich letzte auf Rheinfels statt. Fast immer waren Persönlichkeiten und Prominente passend zum jeweils ausgelobten Thema anwesend. Diesmal stand der Initiator im Mittelpunkt: Eigentümer, Direktor, Schloßherr und einer der Großen der Privathotellerie: Gerd Ripp. Und zum Abschied im doppelten Sinne hatte er sich einen „kölschen Abend“ einfallen lassen. Er ist zwar kein waschechter „kölsche Jung“, aber nah dran. Ripp ist in Kerpen geboren – wie Michael Schumacher, dem auch ’mal eine Tafelrunde gewidmet war - und eng mit seiner „im Herzen verankerten Seelen-Heimatstadt“ verbunden.
Der zweite Abschied betrifft Ripp selbst. Erstmals lag die komplette Planung und Organisation der Tafelrunde in den Händen von Andreas E. Ludwig, seit 2013 Direktor und stellvertretender Geschäftsführer. Hatte sich Ripp (59) bereits während der letzten Jahre mehr und mehr aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, so markierte die letzte Tafelrunde einen weiteren Schritt in diesem Prozeß: „Ich werde das Zepter an Herrn Ludwig als neuen Gastgeber auf Rheinfels übergeben“, so Ripp. „Stück für Stück, nicht überstürzt und wohldurchdacht. Daß er das Zeug dazu hat, hat er bereits – und nicht zuletzt mit dem heutigen Abend – bravourös unter Beweis gestellt.“
Wissend um die Größe der Aufgaben die ihn erwarten, präsentierte Ludwig einen perfekten Abend: Professionell, sympathisch und mit Witz führte er durch das Programm, bei dem eine Kölner Karnevalsgröße mit Witz und Humor vertraut machte, die Bestandteil der kölschen Seele sind – ’mal urkomisch, mal zum nachempfinden – eine Unterhaltung, bei der das Publikum mit dem rheinische Liedgut vertraut wurde. Daß die Kölner Küche auch „gourmet kann“, bewies Küchenchef Frank Aussem mit Spezialitäten aus den Metropole am Rhein in sechs Gängen. Am Ende durfte sich ein sichtlich gerührter Gerd Ripp über eine fast lebensgroße „Hennes“-Plasik – dem Maskottchen seines FC Köln – mit Spielersignaturen freuen.
Gerd Ripp startete 1982 im Schloßhotel, das damals der Firma Homann gehörte, als Geschäftsführer. 2003 gelang ihm die Finanzierung der Übernahme des damaligen Drei-Sterne-Hotel gemeinsam mit seiner Frau Petra. Er baute das Ensemble zügig aus, zu dem auch die eine Tagungsvilla gehört, die sich zu einer der ersten Adressen im deutschen Tagungswesen entwickelte. Gleichzeitig wurde ein neues Konzept für das historische Anwesen umgesetzt.
Seit zwei Jahren gehört zum Reich von Ripp auch das Waldchâlet, Ausflugslokal und Café „Loreleyblick Maria Ruh“ mit Biergarten, Picknickpark und eigener Kaffeerösterei und professionellem „Barista“. Es liegt direkt gegenüber dem sagenumwobenen Fels der Loreley, auf dem Hoch-Plato in Urbar am Rhein, wenige Kilometer vom Romantikhotel entfernt. Es kann auch als Eventlokation für bis zu 400 Gäste dienen mit Blick auf den Felsen, den Heinrich Heine zu Weltruhm führte mit seinem später auch vertontem Gedicht. Auf Maria Ruh wird eine „neue Interpretation der kleinen, feinen Küche“ serviert, die von regionaltypischen Genüssen bis hin zu modernen Vesper-Kreationen reicht. Hinzu kommen eine große Auswahl an frischen Kuchen und Torten aus der Rheinfels Schlossbäckerei, ausgewählte Kaffeespezialitäten aus der Rösterei sowie Weine – bevorzugt aus dem Weinbaugebiet Mittelrhein. Eine besondere Spezialität ist das sonntägliche „Etagerenfrühstück“. Das gesamte Anwesen kann auch exklusiv gemietet werden.
Und Pläne hat Ripp noch mehr. In kleinem Kreis erzählte er von der Idee, Maria Ruh durch eine Fußgängerhängebrücke über das Rheintal mit dem Loreleyfelsen zu verbinden. Die Staatskanzlei in Mainz hat das zwar zunächst zurückgewiesen. Aber Ripp ist es gewohnt, dicke Bretter zu bohren, auch die Finanzierung der Übernahme vom Schloßhotel schien anfangs unmöglich.
Was Hängebrücken über Flußtäler für ein Touristenmagnet sind, kann man nicht sehr weit weg in Mörsdorf im Hunsrück bewundern. Da gibt eine, die nach Soßberg über den Mörsbach führt, der unweit in die Mosel mündet. Auf Deutschlands längster Hängeseilbrücke für Fußgänger hört man Idiome aus halb Europa. Es findet eine „Völkerwanderung“ zu einem Seitental der Mosel statt: Gut ein Jahr nach Eröffnung hat sich die Brücke als Sensation entpuppt. Eine Web-Kamera hat mehr als 370 000 Touristen gezählt. In einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus unter gut 40 000 Besuchern aus 66 Ländern zur Ermittlung der 100 beliebtesten Reiseziele Deutschlands ist die Brücke auf Platz 85 gelandet - noch vor dem Nürburgring, dem Münchner Hofbräuhaus und der Insel Sylt, berichtet dpa.
Kommentare
Kommentar hinzufügen