Wie hilft Reservatrol?

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Die seit jeher unbeantwortete Frage, ob man sich gesund essen könne, ist stets aktuell. Nun gibt es eine neuere Studie, die sich mit dem Thema beschäftigt.

Bevor darauf näher eingegangen wird, ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit: vor einigen Jahren untersuchten Forscher von der Johns Hopkins University School of Medicine in den USA um Dr. Pinto (2009 im Fachjournal Neurochemistry international erschienen) die Ablagerungen besonderer Eiweiße, die Plaques aus Beta-Amyloid, die bei der Alzheimer Erkrankung als kritisches, nervenschädigendes Element verstanden werden. Abfallstoffe, die bei der Arbeit der Zellkraftwerke, der Mitochondrien, entstehen, sind auch schädlich. Fallen zu viele dieser typischerweise sauerstoffhaltigen Abfälle an, kann eine Zelle mit dem Aufräumen überfordert werden. Dies wird dann oxidativer Stress genannt – der Sauerstoff oxidiert dann andere Substanzen. Man kennt das, wenn Rost nach und nach eisernes zerfrißt. Diese zerstörerische Kraft des Sauerstoffs kann durch die sogenannten Antioxidantien gebunden werden, die dann von außen betrachtet vor allem durch ihre Schutzwirkung für Nerven, aber auch für andere Körperzellen, auffallen.

Dr. Pinto und seine Kollegen untersuchten ein gutbekanntes Antioxidans, das Reservatrol aus Rotwein. Diese Substanz wurde schon länger mit erhöhter Langlebigkeit und verzögertem Beginn des merklichen Alterungsprozesses in Verbindung gebracht. Dabei schien sie ähnlich gut zu wirken wie eine sogenannte „kalorische Restriktion“, in deutscher Sprache: Diät. Nun versuchten die Wissenschaftler, den Effekt von Reservatrol, vorerst nur bei Mäusen, sowohl auf die Plaquebildung als auch auf die Menge an Sauerstoffabfällen im Gehirn zu untersuchen. Die Studie fand, daß tatsächlich weniger Gehirnablagerungen bei den Reservatrol-Mäusen zu finden waren als bei den Mäusen mit Ernährung ohne. Aggressive Sauerstoffabfälle, Anzeichen für den oxidativen Stress, waren gleichermaßen bei beiden Mausgruppen zu finden. Hierbei hatte das Reservatrol also offenbar keinen Effekt gehabt.

Interessanterweise war auch die Menge an Reservatrol im Gehirn geringer als die Wissenschaftler erwartet hatten – sie vermuteten, daß die Substanz z.B. durch die Verdauung umgebaut wird und dadurch nicht als Antioxidans gegen die Sauerstoffabfälle wirkt, sondern auf anderem Wege die Nervenzellen unterstützt.

Auf jeden Fall untermauerte die Mausstudie die Annahme, das Reservatrol positiv wirkt. Aber das war natürlich keine klassische Medikamentenforschung zur Behandlung einer Alzheimererkrankung. Eine Maus ist schließlich kein Mensch.

Jedoch sind die grundlegenden Effekte von Rotwein, oder besser alkoholfrei: roten Trauben, Erdnüssen, Sojabohnen oder auch Granatäpfeln, nicht ganz neu. Reservatrol zu essen, trinken oder sogar zu injizieren hat wie auch die Mausstudie fand, aber nur begrenzte Effekte, da die Substanz vom Körper rasch abgebaut und umgewandelt wird.

Eine aktuelle Studie hat nun eine andere Darreichungsform für Reservatrol entwickelt und getestet. Die Forscher der Universität von Porto in Portugal, unter Leitung von Prof. Pereira, entwickelten winzige Nanoteilchen (solid lipid nanoparticles), die an einen speziellen Eiweißstoff gebunden das Traubenextrakt ins Gehirn transportieren können. In ersten Studien mit Zellen, die den menschlichen Gehirnzellen ähnlich sind, fanden die Wissenschaftler, daß Reservatrol deutlich besser mit den neuen Transportern in den Zellen ankam, als wenn man es alleine zu der Zellnährflüssigkeit hinzufügte. Der Traubenextrakt hatte in den Zellen auch genau den Effekt, der in der älteren Mäusestudie schon gefunden wurde: die Ablagerung von Beta-Amyloid in den Plaques wurde vermindert. In nicht allzu langer Zeit wird also vielleicht der Traubenextrakt auch als Nano-Medikament zur Verhinderung der Plaquesbildung und damit eventuell für die Verzögerung der Alzheimererkrankung zur Verfügung stehen.

Reservatrol wird auch schon länger als Nahrungsergänzung angeboten. Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln gilt aber auch hier: erwarten Sie keine Wunderheilung. Sich gesund zu essen ist wohl nicht so einfach wie erhofft. Aber bei Anfängen einer Alzheimererkrankung kann eine Unterstützung durch Nahrungsergänzung wohl nicht schaden und wahrscheinlich nicht nur bei Mäusen.

Zum Original des Beitrags führt:
http://www.mdpi.com/1420-3049/22/2/277/htm




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