125 Jahre Kempinski: Wie es wurde wie es ist

Europas älteste Luxushotelgruppe begeht ihr 125jähriges Bestehen. Nach bescheidenen Anfängen als familiengeführte Weinhandlung und Restaurant im Jahr 1897, ist die Gruppe heute Betreiberin von 80 eleganten Hotels, Resorts und Residenzen in 34 Ländern weltweit. Aus diesem Anlass wurde am 5. April, dem eigentlichen Geburtstag der Firma, eine speziell kreierte Webseite aufgeschaltet, auf der einige Kapitel der Kempinski-Geschichte behandelt werden.

Bereits bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 1897 setzte der Weinhändler und Gastronom Berthold Kempinski auf einen vorbildlichen Kundenservice. Seine Restaurants in Berlin gehörten zu den beliebten der Stadt, und als sein Unternehmen in die Hotellerie einstieg, war der Name bereits Synonym für Qualität. In den folgenden Jahrzehnten wuchs Kempinski stetig, zunächst in Deutschland mit neuen Hotels in München, Hamburg und Frankfurt, später in den wichtigsten europäischen Destinationen und später weltweit. Dabei ging natürlich nicht immer alles glatt, davon ist auf der Webseite natürlich nichts zu lesen, das zu schildern, dafür ist sie ja nicht da.

Die Kempinski Hotels S.A. mit Sitz in Genf ist im März 1986 von Kempinski (20%), Lufthansa (40%) und Rolaco Holding S.A. (40%) gegründet worden. Die Aufgabe der Gesellschaft: Kempinski Hotels international in den wichtigen Metropolen der Welt zu etablieren. Die Anteile der Lufthansa und der Rolaco wurden im November 1992 gleichzeitig mit 50 % der Aktien der Kempinski AG von der Advanta Management AG übernommen.

Durch die Zusammenführung der Kempinski AG und der Kempinski Hotels S.A. ergeben sich eine Straffung der Konzernstruktur sowie eine langfristige Sicherung der internationalen Ho- telaktivitäten. Die Kempinski Hotels S.A. führt zur Zeit 13 Hotels in Asien, Amerika und Europa.

In der NFh-Ausgabe vom 24.9.93, war zu lesen: Die Umsätze im Konzernbereich der Kempinski AG lagen in den ersten sechs Monaten 1993 um 9 % unter den Vergleichswerten des Vorjahres. Grund hierfür war die weltweite Rezession und ihre Auswirkungen auf den Geschäftsreisemarkt. Die Durchschnittsbelegung der vier deutschen Hotels belief sich während der ersten sechs Monate 1993 auf 58,7 % gegenüber 65,6 % im Vergleichszeitraum, wobei der erzielte Zimmerdurchschnittspreis aufgrund der Produktverbesserungen auf Vorjahresniveau gehalten werden konnten.
Einen Monat später: Die Kempinski AG hat die restlichen 80 % der Anteile an der Kempinski Hotels S.A. von der Advanta Management AG übernommen und ist nunmehr alleinige Gesellschafterin.

Hier soll auch noch repitiert werden, was am 25.09.98, auf der Seite 1 von NFh zu lesen war: Kempinski in Not. Das Berliner Landgericht gab der Klage der Eigentümer der Immobilie, in der das Kempinski Hotel Bristol Berlin untergebracht ist, auf Räumung statt. Gegen Sicherheitsleistung in Höhe von DM 18 Mill. kann eine Zwangsräumung eingeleitet werden. Nun ist es allerdings wenig wahrscheinlich, dass die Möbelwagen am Kurfürstendamm vorfahren.
Dieter Bock, Chef bei Advanta, deren Tochter, die Liegschaftsverwaltung, die Räumung betreibt, konnte sich zum Thema nicht äußern, da er in Urlaub ist und auch über Mobilfunk nicht erreichbar, und die Vorstandsetage bei Kempinski lehnte jede Stellungnahme ab.

Hintergrund der Kalamitäten ist der Verkauf der Immobilie Kurfürstendamm 27 an die Advanta Anfang der 90ger Jahre. Das in der Hotellerie übliche Geschäft des Sale & lease back (Maritim verkaufte z. B. kürzlich die Immobilie des Hotels in Köln) ist - nachdem sich die Eigentumsverhältnisse bei Kempinski änderten - angefochten worden. Den damaligen Akteuren wird vorgeworfen, ihre Stellung zum Nachteil der Gesellschaft ausgenutzt zu haben. Der Kaufvertrag soll nichtig gestellt werden. Eine schwierige, langwierige Prozedur mit - nach Einschätzung erfahrener Juristen - höchst ungewissem Ausgang. So scheint es naheliegend, eine außergerichtliche Lösung zu suchen, sonst geht der Gewinn mehrerer Jahre durch Anwalts- und Gerichtskosten möglicherweise verlustig. Kempinski hat immerhin gegen Advanta eine Schadensersatzklage in Höhe von DM 118 Mill. eingereicht. Der in der Bilanz von 1997 ausgewiesene Gewinn belief sich nach eine Reihe von negativ verlaufener Jahre auf DM 2,5 Mill.

Nun, der Möbelwagen fuhr nicht auf dem Kurfürstendamm vor, aber das Bristol ist schon lange kein Kempinski mehr.

Das waren nicht die letzten Turbulenzen, welche die Hotelgesellschaft in den folgenden Jahren begleiteten und es war auch nicht der letzte gesellschaftsrechtliche Umbau. Die Fakten lesen sich wie ein Wirtschaftskrimi. Sollte Interesse in der Leserschaft an weiteren Details bestehen, ist die Redaktion behilflich.

Den heutigen Status des Unternehmens kommentiert ihr derzeitiger Vorstandsvorsitzender, Bernold Schröder: „Unsere Auswahl an luxuriösen Hoteldestinationen wächst weiter. Allein in den letzten sechs Monaten konnten wir zehn neue Managementverträge für Hotels und Residenzen in Destinationen wie Lombok, Dubai, Saudi-Arabien und Istanbul unterzeichnen, ein eindeutiger Beleg für das Interesse der Eigentümer an unserer langjährigen Managementerfahrung. Wir sind stolz darauf, dass der Name Kempinski auf der ganzen Welt so hoch geschätzt wird.“
Erschien zuerst in NFh Nr. 04/22




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