Zeitenwende im Design für Leuchten

Die EU-Richtlinie, die das Ende der herkömmlichen Glühbirne einläutete, hat einen technologischen und gestalterischen Innovationsschub ausgelöst. Die Light+Bilding (11.-16.04.10 in Frankfurt/M.) ist ein Forum für das, was kommt. Auf der ersten Veranstaltung von internationaler Bedeutung, nachdem die EU-Richtline gilt, werden sich beim Treffen der Lichtbranche die Tendenzen abzeichnen.
Die Unhandlichkeit der Leuchtstofflampe und ihr als kalt empfundenes Licht machen sie unbeliebt. Das Design reagiert darauf, indem es Leuchtmittel verbirgt - ganz entgegen dem klassischen Verständnis, Technik offen zu zeigen. Mattheo Thun z.B. umhüllt bei seiner Leuchtenfamilie „Arba“ die Lichtquelle mit einem großen Schirm aus geöltem Ahornfurnier, der dem Licht eine warme Farbe gibt. Steffen Kehrle und Julia Landsiedl verbergen bei „Eraser“ die Lampe in einem Leuchtkubus, der sich stufenlos aus einem Aluminiumquader schieben läßt, was nebenbei das Problem löst, wie eine Leuchtstofflampe zu dimmen sei.
Hersteller zeigen mit modifizierten Versionen ihrer Klassiker, wie die Wahl des Leuchtmittels die Form von Lampenschirm oder Reflektor beeinflußt. Die „Kelvin T LED“ von Antonio Citterio hat mit quadratischem Leuchtenkopf eine völlig andere Anmutung als die bisherige Version, als der Schirm der Glühlampenform folgte. Die kleine Tischleuchte „Jetzt“ von Axel Schmidt ist ein schlichtes, aus Aluminiumblech ins Dreidimensionale gebogenes Gestell, an dem lediglich Kabel und Leuchtdioden befestigt wurden, was beweist, das keine traditionelle Form mehr nötig ist. Bei „Skin“ schwebt quasi ein Blatt Papier im Raum und öffnet sich nur an einer Ecke für LED-Licht. Hier hat Paul Cocksedge einen bewußten Gegenpol zu den voluminösen Formen herkömmlicher Leuchten geschaffen und lotet neue Möglichkeiten aus.
Gleichzeitig sind mit LED die farbigen Seiten des Lichts in den Vordergrund gerückt. „Wall Washer“ von Carlotta de Bevilacqua zeigen, daß Form zur Nebensache werden kann und die farbige Lichtinszenierung die Hauptrolle übernimmt. Ihr LED-Wandmodul „Rothko“ nimmt den Trend vorweg, wonach Decke und Wände Funktionen der früheren Leuchten bekommen. Mit dem Bezug zum Werk Mark Rothkos macht der Entwurf deutlich, daß die neuen Technologien künstlerische Aussagen erlauben. Deshalb verwundert es nicht, daß Jenny Holzer oder Olafur Eliasson Leuchten entwerfen, bei denen die Grenzen zwischen Design und Kunst verschwimmen. Die Bandbreite reicht vom Zitat archetypischer Formen bis zur freien, künstlerischen Position, die Formen ersinnt, welche das Licht vom Objekt lösen und in den Raum übertragen.




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