Das Artensterben der anderen Art

Artensterben ist ein beliebtes Thema, um den Leuten Angst zu machen. Dabei geht es um Tiere und Pflanzen. Aber es gibt ein ganz anderes, dem eingentlich noch mehr Aufmerksamkeit gebührt.

Der Bundesverband der Regionalbewegung (BRB) macht auf den Rückgang der lebensmittelverarbeitenden Handwerksbetriebe aufmerksam. „Fleischer, Bäcker, Gastwirte und Landwirte, die handwerklich im regionalen Wirtschaftskreislauf arbeiten, sind die Gestalter und Garanten unserer kulinarischen Vielfalt und akut vom Aussterben bedroht“, war der Tenor.

Zahlen des Statistischen Bundesamtes dokumentieren für vier ausgewählte Bereiche der Nahversorgung eine alarmierende Realität. Die Anzahl der Bäckerhandwerksbetriebe hat sich von 1998 bis 2018 um 49 % reduziert. Im Fleischerhandwerk sind im gleichen Zeitraum ebenfalls 49 % der Betriebe geschlossen worden. Die Anzahl von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben (bis 50 ha Fläche) ist seit Mitte der 1990er Jahre um 48 % zurückgegangen. Für Wirtshäuser (insbesondere Schankwirtschaften) ist der 59%ige Rückgang seit 1994 am dramatischsten. Keiner kann in die Zukunft sehen, aber man kann Entwicklungen verfolgen, und wenn kein Umdenken und entsprechendes Handeln stattfindet, dann sind diese vier Repräsentanten der Nahversorger in 15-20 Jahren ausgestorben, sagt die Initiative.

Auf der Grundlage der erhobenen Zahlen lassen sich folgende Szenarien ableiten: Bäckerhandwerksbetriebe sterben bis 2039 aus, Fleischerhandwerksbetriebe wird es 2037 nicht mehr geben, im Jahr 2036 trifft es die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe, und schon 2034 schließt die letzte Schankwirtschaft ihrer Art.

Nicht untersucht hat der Bundesverband die mittelständische Hotellerie. Die aber ist auch bedroht, im Wesentlichen von der überbordenden Bürokratie. Ein Beispiel hierfür ist der Meldeschein. Der kann jetzt auch digital ausgefüllt werden. Das ist aber so kompliziert, dass es sich in kleinen Unternehmen nicht durchsetzten wird.




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