Ist das Risiko in der VR China beherrschbar?
Walter Junger, ehemaliger GM der Ritz-Carltons in Wolfsburg und Berlin, Kosmopolit und gefragter Hotelconsultant, zieht mit seinem Büro in Schanghai um. Das war Anlaß von NFh, ihm einige Fragen zu stellen.
NFh: Die VR China wird ja als Markt apostrophiert, in dem es besonders ruppig zugeht. Illustriert wird das von Leuten, die hier ihr Kapital verloren, wie z.B. ein deutscher mittelständischer Brauer, der mir kürzlich begegnete. Ist das Risiko wirklich so hoch, und wie kann man es minimieren?
Walter Junger: Asien und insbesondere Niedriglohn-Länder wie China, Vietnam, Thailand und Indien haben ein sehr großes Potential für Profit. Aber man muß die politische Situation in diesen Ländern im Auge behalten, z.B. in Thailand, wo durch die vielen Unruhen in den letzten Jahren und der hohen Angebotsdichte an Hotels es zu einem enormen Preisverfall gekommen ist. Letztendlich kann man auch sehen, daß in den Städten Schanghai und Peking und auch in Südchina die Immobilienpreise in den letzten Jahren enorm angezogen haben.
Jedes Land hat natürlich andere Voraussetzungen, Möglichkeiten und Risiken. Hier ist es eben sehr wichtig, daß man in den Märkten wie China mit entsprechenden erfahrenen Partnern, die diese Risiken kennen und abschätzen können, zusammen arbeitet.
NFh: Sie selbst haben ja Pläne, einen gastronomischen Prototypen in Südostasien zu multiplizieren. Können Sie ein bißchen davon berichten, was das so reizvoll macht?
Walter Junger: Wir haben ein außergewöhnliches Bar- und Restaurant-Konzept, welches alpines Essen und Gastfreundlichkeit (Ö, CH, DE und Südtirol) in einer sehr ungezwungenen Hüttenatmosphäre verbindet (No Kangeroo in Berlin an der Muskauer Str. - Anmerkung der Red.), wobei unserer Meinung nach die hohe Qualität der Produkte, die Freundlichkeit des Personals, aber gleichzeitig auch die Einfachheit und Unkompliziertheit ideal für den asiatischen und insbesondere den chinesischen Markt sind. Natürlich hat China hier ein enorm großes Potential für solche Restaurantprojekte, insbesondere durch das Konsumverhalten Chinas und auch die Masse der Konsumenten, die sich dies in vielen Städten bereits leisten können.
NFh: Ihre Büros in Berlin, Singapur und Schanghai sind darauf spezialisiert, der Kundschaft dabei behilflich zu sein, Fehler zu vermeiden. Seit einiger Zeit beschäftigen Sie sich auch mit Kunst, wohl wissend, daß der emotionale Teil eines Hotels immer noch zu wenig beachtet wird. Was kann die Bildende Kunst bewirken, daß ein Gast sich wohlfühlt und immer wieder kommt?
Walter Junger: Für uns ist Kunst im Hotel eigentlich sozusagen die vierte Dimension, neben Service, Design und dem Produkt. Kunst kann sehr viel zum Wohlfühlfaktor der Gäste beitragen oder auch zum Denken anregen und sicherlich auch „nur“ unterhaltend sein. Dadurch unterscheiden sich außergewöhnliche Kunsthotels grundlegend von all den durchschnittlichen, sich immer mehr gleichenden Hotels vieler Gruppen weltweit.
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