Wie das Internet die Preise kürzt

Das weltweite Web beschleunigt Verkaufsprozesse und schafft Transparenz. Das ist Segen und Fluch zugleich. Die Hotellerie spürt das. Zwar lassen sich die Einkaufsprozesse damit optimieren, aber der Verkauf ächzt unter dem Preisdruck, der durch den Wettbewerb entsteht. Hotels in Feriengebieten oder in herausragender Stellung kommen noch ganz gut davon, weil sie Zusatznutzen anbieten, der es erlaubt, die Preisspirale nach unten anzuhalten. Die anderen können das nicht. Touristen und Geschäftsreisende oder deren Beauftragte informieren sich mit wenigen Klicks über das angenehme und preisgünstigste Angebot und das nicht nur vom PC aus sondern auch mobil. Und da es eine Überkapazität von 20% in allen Preislagen der Hotellerie gibt, ist es nicht möglich, die Preise auf Niveau zu halten. Kommt noch hinzu, daß in der Branche allenthalben das süße Gift der Reservierungssystem geschlürft wurde, solange bis plötzlich deutlich wurde: Ich habe viel zu wenig eigene Kunden.

Was das für verheerende Auswirkungen auf die zu erzielenden Preise hat, läßt sich – unabhängig von dem was im Gespräch mit Hoteliers zu erfahren – an der Statistik ablesen. Das dafür zuständige Bundesamt meldet Monat für Monat wachsenden Reiseverkehr, aber die Umsätze der Beherbergung stagnieren real, nur nominal sind sie höher.

Eklatant ist das am Beispiel Berlins abzusehen. 22,4 Mill. Übernachtungen meldeten Berliner Hoteliers für 2011. Die Stadt hat sich als Destination besser entwickelt als andere europäische Metropolen. Man ist hinter London (51,6 Mill.) und Paris (36,9 Mill.) auf dem dritten Platz und befindet sich vor Rom (22 Mill.), Madrid (16,4 Mill.), Wien (11,4 Mill.) und Amsterdam (9,7 Mill.). Aber die Umsätze der Berliner Hoteliers liegen am unteren Ende der Skala, was sowohl der Auslastung (ca. 70%) als auch den erzielten Preisen geschuldet ist. Wie die Frankfurter Hotour Hotel Consulting GmbH ermittelte, wird ein durchschnittlicher Netto-Zimmererlös in Berlin in Höhe von € 90,- erzielt, weit weniger als in Rom (mehr als € 140,-), Amsterdam (mehr als € 130,-) oder von den Spitzenreitern Paris (mehr als € 230,-) und London (mehr als € 150,-). Aber auch hier tendieren die Preise insgesamt schwächer. Wie sehr möge ein Schlaglicht erhellen: Im September 2006 wurden in Paris ein durchschnittlicher Zimmerpreis in Höhe von # 246,14 und eine Auslastung von 84,9% ermittelt (NFh Nr. 13/06, S.9).




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