Ins Ederbergland der Küche wegen

Der Guide Michelin sagt, zwei Sterne seien es wert, einen Umweg in Kauf zu nehmen, um die Küche zu genießen. Wenn das stimmt, ist der Weg ins Relais & Chateaux „Die Sonne“ in Frankenberg nicht zu weit. Von Frankfurt/M. ist es eine gute Stunde mit dem Auto, von Köln knapp zwei. Zwar hat die Küche des „Philipp Soldan“ – so heißt das Gourmet-Restaurant zur Erinnerung an einen Bildenden Künstler, der im Mittelalter in der Gegend wirkte – noch keine zwei, aber Erik Arnecke bringt sie aus der Essener Résidence mit und ist fest entschlossen, sie auch hier aufs Tapet zu bringen. Und die Voraussetzungen hierfür wurden soeben geschaffen.

Zwei Monate lang gab es Frankenberg kein Sternerestaurant. Nach dem Weggang von Florian C. Hartmann wurde es geschlossen und verlegt. Es hat jetzt direkten Zugang zu einer offenen Küche, in der man die Vorbereitungen zum Genuß verfolgen und mit der Küchenbrigade plaudern kann. Auch Küchenparty oder Kochschule werden so möglich. So etwas ist gerade en vogue, und hier wurde es beispielhaft verwirklicht.

Das kommt nicht von ungefähr. Das Haus im Zentrum der historischen Altstadt hört zur Viessmann Gruppe, ein international aufgestellter Konzern, der Systeme der Heiz-, Kälte- und Klimatechnik herstellt und vertreibt. Das 1917 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute 11 500 Mitarbeiter, und der Gruppenumsatz wird mit € 2,2 Mrd. angegeben. Es gibt 22 Produktionsgesellschaften in 11 Ländern, mit Vertriebsgesellschaften und Vertretungen in 74 Staaten sowie weltweit 120 Verkaufsniederlassungen. 56% des Umsatzes werden jenseits der Grenzen erwirtschaftet. Nun wird man nicht sagen können, „Die Sonne“, sei das Hobby von Prof. Dr. Martin Viessmann, Präsident und CEO des Verwaltungsrats, aber daß er Freude an hat der Sache hat, wird nicht bestritten.

Das Haus wurde nicht nur optisch erneuert, sondern auch seinerzeit personell. Die Geschäftsleitung besteht nun aus Gerhard Pohl und Susan Lorenz, die Direktorin und Gastgeberin ist, zuständig für ein Haus mit 58 Zimmern und Suiten, drei Restaurants, bewirtschafteten Terrassen und einer schönen Wellnessanlage, Kein Grundriß wiederholt sich in den Zimmern (davon fünf Suiten), da die vorwiegend historischen Gebäude die Zimmerschnitte vorgeben. Mit Liebe zum Detail und hochwertigen Materialien wurde ein mediterranes Ambiente geschaffen, das die Sonne einbezieht. Wenn es Küche und Haus wert sind, dem Ort am Rand des Nationalparks Kellerwald Edersee einen Besuch abzustatten, so ist es sicher auch die Umgebung.

Mit Erik Arnecke - unser Foto - wurde ein Chef de Cuisine gefunden, auf dessen Fahne Natürlich- und Leichtigkeit stehen. Regionale und lokale Zutaten sind willkommen, aber die Produkte der großen weiten Welt nicht minder. Beispielhaft hier erwähnt Norwegische Jakobsmuscheln mit Zitrusfrüchten, Kürbis und Endivie, Frankenberger Gemüsegarten mit Brotcrumble, Champignoncreme und eingelegten Silberzwiebeln oder Aromen des Waldes, wie Fichtensprossen, Karottenkuchen oder Haselnuß. Der 32jährige hat seine Ausbildung vor der Wende in Magdeburg absolviert, was ihm die Kenntnis einiger Techniken bescherte, die anderswo in Vergessenheit geraten, aber sehr nützlich sind. Auf diese Exaktheit läßt sich aufbauen. Sie ist ebenso nützlich bei Gartechniken z.B. sous-vide oder bei Novitäten à la Ferran Adrià.

Auch der Service soll eine neue Leichtigkeit auszeichnen mit unaufdringlicher
Kompetenz, herzlich und persönlich.




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