ARCOTEL Hotel AG: Mit Themenhotels reüssieren

Die derzeit zehn ARCOTEL Hotels in Österreich, Deutschland und Kroatien haben sich am Markt etabliert. In den Rankings, die sich mit der Bonität befassen, haben sie Spitzenplätze erobert und auch bei denen, die sich mit Kundenzufriedenheit beschäftigen. Eigentümerin ist Dr. Renate Wimmer. Sie hat das Unternehmen nach dem Tod Ihres Gatten KR Raimund Wimmer 2006 übernommen. Im September vergangenen Jahres berief sie Martin Lachout zum CEO. Er - unser Foto - stand uns kürzlich in Berlin zu einem Gespräch zur Verfügung.

NFh: Sie sind der CEO einer familiengeführten Hotelgesellschaft in der Rechtsform einer AG, ist das richtig?

Martin Lachout: Ja.

NFh: Wie fühlt man sich denn so in dem großen Teich, in dem so viele internationale Hotelgesellschaften schwimmen?

Martin Lachout: Ich fühle sehr gut! ARCOTEL Hotels ist ja auch eine internationale Hotelgruppe, welche sich schon 25 Jahre am Markt bewiesen hat. Mit zehn Hotels, davon fünf in Deutschland, eins in Kroatien und vier in Österreich, leben wir gut vom internationalen Tourismus.

NFh: Sie haben in Deutschland in Berlin angefangen, wie hieß das nochmal?

Martin Lachout: Der erste Footprint gelang uns mit dem ARCOTEL Velvet, das im März 2004 eröffnete.

NFh: Vor einigen Jahren habe ich André Witschi einmal gefragt – er war damals Chef bei Steigenberger -, wie es denn so mit Steigenberger geht? Da hat er gesagt, ich will alles versuchen, daß die Frau Steigenberger die Hotelgesellschaft nicht verkauft.

Martin Lachout: Lacht...

NFh: ... und dann kurz danach ist es dann passiert. Könnte es sein, daß Ihnen das auch so geht?

Martin Lachout: Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls steht das nicht zur Diskussion. Ganz im Gegenteil, es ist eine gewisse Konsolidierungsphase eingetreten, die ich rasch abschließen möchte. Wir sind gerade dabei, neue Projekte an Land zu ziehen und uns da und dort einen Standort für ein neues Haus anzusehen.

NFh: Sie bauen in der Regel selbst?

Martin Lachout: Nein, aber es kann durchaus sein, daß wir bauen. Das ARCOTEL Wimberger in Wien haben wir selbst umgebaut, und das ARCOTEL Nike in Linz haben wir komplett technisch runderneuert.

NFh: Haben Sie da einen Pachtvertrag oder ist das Eigentum?

Martin Lachout: Die Immobilie steht in Familieneigentum, und mit dieser haben wir einen Pachtvertrag. Die anderen Hotels führen wir mit Pachtverträgen, die bereits vor dem Baubeginn geschlossen wurden. Das heißt, wir entwickeln vorab ein Konzept, damit das Produkt am Ende des Tages ein individuell auf den Standort abgestimmtes ARCOTEL Hotel wird.

NFh: Das leuchtet ein, Sie haben ja Themenhotels, ist das eine Schiene, die ausgebaut werden soll, oder war das nur ’mal so eine Idee?

Martin Lachout: Nein, keinesfalls. Ich sehe das so: Auf der einen Seite steht die Kettenhotellerie, die ganz klar durchstrukturiert ihre Entwicklung vorantreibt. Man orientiert sich immer am letzten Objekt, das gerade fertiggestellt wurde. Das ist Standard, und der wird beibehalten. Der Kunde bekommt immer das gleiche Produkt, egal ob er in Berlin oder in Düsseldorf oder in München nächtigt. Wenn Du eins kennst, kennst Du alle. Unsere Überlegung ist eine andere. Wir setzen uns genau mit den Besonderheiten des Standorts auseinander und überdenken dann, was themenmäßig zum Standort paßt. Nehmen Sie das ARCOTEL John F. hier in Berlin. Der Name ist Programm, und das wird dann gelebt. Da gibt es in Anlehnungen an das Weiße Haus einige Elemente im Design. Die Person Kennedy wird als Thema aufgegriffen, der ja bekanntlich eine ganz starke Beziehung zu Berlin hatte und die Berliner zu ihm, die ihn geliebt haben, weil er sichergestellt hat, daß diese Stadt in einer schwierigen Zeit so bleiben konnte wie sie war. Ähnliches haben wir mit passenden Themen in Zagreb mit dem ARCOTEL Allegra und in Hamburg mit dem ARCOTEL Rubin gemacht. Der „Red Room“ ist sehr sehenswert.

NFh: Ja, da sind sie ja in der Nähe von der Reeperbahn.

Martin Lachout: Ja, mit dem ARCOTEL Onyx. Die Adresse 1a ist hier Programm. Unter anderem haben wir das Musical Rocky als Thema übernommen. Da gibt es eine Suite, die Rocky Suite, die genau die Stimmung eines Boxstudios vermittelt mit einem Boxhandschuh als Möbelstück ausgestattet. Wenn das Musical nicht mehr gespielt wird, wird auch das Themenzimmer wieder umgebaut. Damit haben wir einen einmaligen Aufhänger - oder eine zweite Suite, die wie ein Schiff voll eingerichtet ist und so die Hafenatmosphäre spiegelt. Wir wollen den Gast überraschen, im positiven Sinne natürlich. Wenn Sie unsere Teppiche in den Hotels anschauen, sind alle Sehenswürdigkeiten der Stadt aufgeführt, und das führt über den Kiez hinaus über den Fischmarkt, das Rathaus, die Elbe bis zur Außenalster und zu allem, was man in der Stadt erleben möchte.
In Stuttgart im Camino haben wir den Jakobsweg thematisiert. So haben wir die Möglichkeit, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Und das wollen wir in weiteren Projekten fortsetzen.

NFh: Können Sie eine Destination nennen, die Sie als nächste anpeilen? Geht das jetzt von Norden nach Süden?

Martin Lachout: Das ist eine schwierige Frage. Wir bleiben in erster Linie im deutschsprachigen Raum. Die Frage ist immer: paßt uns der Standort. Wir sprechen hier von der Stadthotellerie. Wie jeder Hotelier wünscht man sich eine möglichst gute Auslastung, und das ist nicht nur mit Spitzenwerten unter der Woche, sondern auch mit einer entsprechenden Auslastung am Wochenende möglich, welche den touristisch interessierten Gast anspricht.

NFh: Wie München z.B. ?

Martin Lachout: Ja, München wäre eine Wunschdestination, die uns sehr gefallen würde. Aber man muß schon sagen, daß hier die Grundstückspreise so überhitzt sind, daß es schwer ist, diese Ideen zu verwirklichen, ein Hotel zu entwickeln, das wirtschaftlich realisierbar ist.

NFh: Haben Sie denn schon ’mal Hotels übernommen?

Martin Lachout: Ich ja, mit ARCOTEL noch nicht.

NFh: Aber das wäre wohl eine Chance zu expandieren? Eben an Standorten, wo wegen überhitzter Grundstücks- und anderer Kosten ein Neubau nicht rentabel ist.

Martin Lachout: Ja, die Errichtung eines ARCOTEL-Hotelzimmers kostet in Hamburg genau soviel wie in Berlin. Den Unterschied der Projektkosten macht der Grund und Boden. Die müßten sich mit einer höheren Auslastung dann wirtschaftlich darstellen lassen.

NFh: Wenn ich das Gesagte richtig verstanden habe, sind sie als Geschäftsführer nicht nur für das operative Geschäft zuständig, sondern auch für die Expansion.

Martin Lachout: Ja. In der Position als Vorstand der ARCOTEL Hotel AG bin ich für das operative Geschäft verantwortlich. Die Ausrichtung des Unternehmens auf eine solide Expansion wird mir viel Freude bereiten.

NFh: Was machen Sie denn so roundabout für Umsatz in der AG - und wenn man das rausnimmt – in Deutschland?

Martin Lachout: 2014 konnte der Gesamtumsatz auf 62 Millionen Euro gesteigert werden, im Schnitt kommen wir in allen deutschen Hotels auf eine Belegung von 88,5% und erzielen einen Durchschnittspreis von € 97,70.

NFh: Gibt es eine Entwicklung?

Martin Lachout: Ja, sicher, aber wir stehen unter keinem Zugzwang; wir wollen ein gesundes Wachstum. Mein persönliches Ziel ist, jedes Jahr um einen Betrieb zu wachsen, ohne Ihnen verraten zu können, wo der nächste eröffnet. Es wurden uns gute Standorte angeboten. Bei einem langfristigen Pachtvertrag müssen wir ganz genau überlegen, mit wem man sich so lange bindet. Heute werden Hotels als leicht verkäufliche Immobilienprojekte entwickelt. Damit kann es sein, daß man innerhalb kurzer Zeit mit einem neuen Eigentümer am Tisch sitzt. Hoffentlich halten dann alle Punkte der Vereinbarung.

NFh: Und es nicht passiert.


Martin Lachout: Das kann durchaus passieren.

NFh: Ja, wenn es ein Angebot gibt, bei dem die Preise einfach so sind, daß man nicht nein sagen kann... Sie könnten ja dann als Käufer auftreten, mit einem Vorkaufsrecht, das macht man ja eigentlich so.

Martin Lachout: Richtig. Wir haben ja dann auch den Marktüberblick, was wir mit dem Objekt umsetzen können.

NFh: Wenn wir jetzt noch mal zum Ganzen kommen. Der Schwerpunkt Ihrer Unternehmungen ist weiterhin Österreich?

Martin Lachout: Der deutschsprachige Raum.

NFh: Aber nicht Österreich?

Martin Lachout: Nein.

NFh: Die meisten Hotels haben Sie in Deutschland.

Martin Lachout: Ja, und in Österreich führen wir vier Hotels, zwei in Wien, eines in Linz und ein Schmuckstück in Kärnten, in Klagenfurt.

NFh: Dort ist das Stammhaus?

Martin Lachout: Unser Stammhaus ist das ARCOTEL Wimberger in Wien, hier entstand die ARCOTEL GRUPPE.

NFh: Da wurde die Idee geboren, eine Hotelgruppe aufzumachen.

Martin Lachout: Das kann ich nicht bestätigen, da müßten Sie die Chefin - Frau Dr. Wimmer - fragen (lacht).

NFh: Darf ich noch ’mal auf das internationale Geschäft zurückkommen. Sie haben ein Haus in Zagreb. Gibt es in dieser Hinsicht Pläne? Ist Kroatien ein Markt für Sie?

Martin Lachout: Kroatien? Leider nein, vielleicht in Dubrovnik. Das sehe ich aber z.Zt. nicht als realistisch an, kann mir aber durchaus vorstellen, in den Nachbarländern, vor allem in der Tschechischen Republik, in Polen oder in Ungarn in den Hauptstädten zukünftig vertreten zu sein.

NFh: Wie geht es denn in Kroatien?

Martin Lachout: Es ist schwierig geworden in Kroatien. Man hat den Beitritt zur Europäischen Union positiver gesehen als die Ergebnisse zeigen. Die Hotelsituation ist nicht vergleichbar mit Österreich und Deutschland, wo man von permanentem Wachstum ausgehen kann. Es fehlt der Geschäftstourismus. Wenn ich es mit Linz vergleiche, eine Stadt die eigentlich vom Geschäftsreiseverkehr lebt, bewegt sich dort viel mehr als in Zagreb, insbesondere im Stadtmarketing kann man das mit Zagreb nicht vergleichen. Die Organisation von Events und touristischen Highlights steckt noch in den Kinderschuhen. Da könnte viel mehr passieren. Es war viel geplant, z.B. der Ausbau des Flughafens in Zagreb. Es ist bisher nichts passiert.

NFh: Also die Prioritäten wären Tschechien, Polen und Slowakei?

Martin Lachout: Vielleicht Ungarn.

NFh: Nicht die Slowakei?

Martin Lachout: Nein. In Bratislava stehen genug Hotels, da brauchen wir nicht hin. Durch die Nähe zu Wien ist der Markt für uns gut abgedeckt.

NFh: Tschechien wäre dann wohl Prag, Polen und Warschau?

Martin Lachout: Ja, Warschau mit einem guten Standort. Und Polen funktioniert ja auch gut, und es gibt noch Luft nach oben.

NFh: Herr Lachout, wir danken für das Gespräch.

Quelle: NFh Nr.06/15




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