Bierpreisbremse?

Der Preis für „die Maß“ auf dem Münchner Oktoberfest ist ins Gerede gekommen. Nachdem die letzte „Wiesn“ weniger Zulauf hatte als erwartet, haben sich einige Leute Gedanken gemacht, woran das liegen könnte. Laut gedacht hat dann Josef Schmid, der Stellvertreter von Münchens OB, der öffentlich anregte, den Bierpreis auf dem Oktoberfest zu deckeln. Es soll „die Maß“ höchstens € 10,70 kosten dürfen und das bis einschließlich 2019.

Nun hat OB Dieter Reiter in die Debatte eingegriffen. Der Streit schade dem Ansehen der Stadt, sagte Reiter in einer Aussendung. Die Art und Weise wie er ausgetragen werde, sei „unwürdig“. Er habe Herrn Schmid aufgefordert „unverzüglich alle Beteiligten zu einem sachlichen Gespräch an den Tisch zu holen“. Ein „Bierpreisdeckel“ dürfe auf keinen Fall dazu führen, daß die Wiesnbesucher, vor allem auch Familien, in den Zelten bei alkoholfreien Getränken und beim Essen stärker abkassiert werden. „Ich erwarte von Herrn Schmid dazu einen zeitnahen Lösungsvorschlag.“ Schmid wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Ich brauche weder Nachhilfe in Dialogfähigkeit noch sonstige Hinweise, mit wem ich wann zu sprechen habe“, sagte er. Mit den Wirten habe er bereits einen Termin vereinbart. Der Münchener Stadtrat will im Mai über die Pläne entscheiden.

Daß der Bierpreis auf dem Oktoberfest weiter steigen wird, ist abzusehen. Er ist seit 2002 um mehr als 65% gestiegen. Und jetzt kommen drastisch steigende Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen hinzu, die auf die Pacht umgelegt werden, welche die Wirte für Bierzelte zu zahlen haben. Das Geld dafür muß verdient werden, wenn nicht mit dem ausgeschenkten Bier, dann für die Speisen oder Zusatzleistungen. Da hilft auch eine Bierpreisbremse sind.

Die Debatte um die Bierpreisbremse auf dem Münchner Oktoberfest hat mittlerweile groteske Züge angenommen", so Conrad Mayer, Vorsitzender der Kreisstelle München des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern. Der DEHOGA Bayern tritt seit jeher für eine freie und soziale Marktwirtschaft ein. „Durch die angekündigte Deckelung des Verkaufspreises werden betriebswirtschaftliche Grundsätze außer Kraft gesetzt, was einen Systembruch bedeutet", so Mayer.
Aber im gleichen Atemzug fordert auch er dirigistische Maßnahmen: „Offensichtlich ist die Landeshauptstadt München als Veranstalter berechtigt, auf die Preisgestaltung Einfluss zu nehmen. Dies kann aber im Rahmen einer sich aufschaukelnden „Neiddiskussion" nicht einseitig auf dem Rücken einer Handvoll Wirte ausgetragen werden, die in mehrfacher Hinsicht steigende Kosten allein für die nächste „Wiesn“ hinzunehmen haben. An dieser Stelle regen wir an, so Mayer, daß die Stadt München einen Solidaritätsbeitrag der Brauereien einfordert. Denn daß der Einkaufspreis für Bier als Hauptkostenfaktor logischer Weise einen unmittelbaren Einfluß auf den Verkaufspreis ausübt, versteht auch Lieschen Müller. Wenn also nicht zu verhindern ist, daß der Verkaufspreis gedeckelt werden soll, so muß diese Deckelung auch für den Einkaufspreis gelten. Unabhängig davon kann dies allerhöchstens für die kommende Wiesn und nicht auf mehrere Jahre gelten. Da die Diskussion mittlerweile auf ganz Bayern ausstrahlt, fordern wir, daß unter Beteiligung der Brauereien eine schnelle Lösung gefunden wird, mit der alle Beteiligten leben können."

Anmerkung der Redaktion: Wenn das so weitergeht, werden wir wohl bald eine Preisaufsichtsbehörde haben.




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