Mehr Rindfleisch aus Südamerika

Foto: Fleischerei Bitter.at

Bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Mexiko und den Mercosur-Staaten werden die Sorgen der europäischen Rindfleischproduzenten zu wenig beachtet, sagen interessierte Kreise. Nach einem Treffen der EU-Handelsminister in Brüssel ist klar, daß die EU-Kommission mit Mercosur und Mexiko auf einen schnellen Abschluß drängt.

„Wir wollen das Fenster der Möglichkeiten nutzen und ein ambitioniertes Ergebnis noch vor dem Jahresende vorlegen“, sagte die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström vor der Presse. Die EU-Mitgliedstaaten haben der ambitionierten Schwedin ihr Verhandlungsmandat für die EU-Kommission ausdrücklich bestätigt und ermuntert, ein „ambitioniertes und modernes Handelsabkommen" mit den südamerikanischen Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay (Mercosur) auf den Weg zu bringen.

Allein diese vier Staaten repräsentieren einen Absatzmarkt von rund 270 Millionen Menschen. Die Mercosur-Länder sehen sich als Gegenpol zu den Vereinigten Staaten. Seit dem die Verhandlungen zwischen den Südamerikanern und den USA unter der Trump-Administration um eine gesamtamerikanische Freihandelszone (FTTA) ins Stocken geraten sind, rechnet sich die Europäische Union gute Chancen aus, dieses handelspolitische Vakuum ausfüllen zu können.

Sorgen bereitet den europäischen Landwirten und Rindfleischproduzenten die Dominanz der brasilianischen Rinderzüchter, die den europäischen Markt mit „Billigfleisch“ versorgen und die europäischen Marktpreise in eine Abwärtsspirale drehen könnten. Vor allem Frankreichs Rindfleischproduzenten schlagen in Brüssel Alarm. Die von der EU-Kommission angebotene jährliche Einfuhr-Importquote bei Rindfleisch, bringt die gallischen Fleischproduzenten in Rage.

Frankreichs Präsident der nationalen Rindfleischföderation (FNB), Jean-Pierre Fleury, kritisierte in dieser Woche die großzügige Offerte der EU-Kommission für die Öffnung der europäischen Märkte scharf: „Es ist völlig inakzeptabel, daß die EU-Kommission die Öffnung des europäischen Marktes für Rindfleisch in den Mercosur-Verhandlungen offeriert, während die Untersuchungen über brasilianische Rindfleischskandele und Schummeleien weiterhin unaufgeklärt sind“.

Frankreichs Bauernpräsident Fleury, der gleichzeitig Vorsitzender der Rundfleischgruppe beim europäischen Dachverband der Landwirte und Genossenschaftsbetriebe Copa Cogeca ist, fürchtet, daß ein Drittel der 80 000 Rindfleischerzeuger in Frankreich die vermehrten Importe aus den Mercosurstaaten und Mexiko wirtschaftlich nicht überleben werden.
Quelle: Neue Fakten hotelintern NFh 13/17




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