Mövenpick verkauft Hotelsparte

Accor erwirbt von Mövenpick die Hotels und Resorts. Als Kaufpreis werden ca. € 470 Mio. genannt, errechnet aus dem 10fachen des Ebita, das für 2019 zu erwarten wäre, was als für die Verkäuferin günstig anzusehen ist. Konkret handelt es sich um die Betriebsgesellschaften von 84 Hotels in 27 Ländern. Wie es heißt, befinden sich weitere 42 Hotels in der Pipeline, die bis 2021 realisiert werden könnten. Damit arrondiert Accor seine Marktführerschaft in Europa.

Die weiteren Aktivitäten von Mövenpick, also das Foodgeschäft und die Restaurants, sind von der Übernahme nicht betroffen.

Mövenpick Hotels & Resorts gehen auf Ueli Prager zurück. Seinen 80 Geburtstag feierte er am 15.08.96 auf einem Landgut in England. Der Gründer von Mövenpick starb 2011.

1916 als Sohn des Hoteliers Hugu E. Prager vom Carlton Elite in Zürich geboren, lernte er nach seiner Gymnasialzeit in Trogen das Hotelfach erst einmal aus der Perspektive eines unbedeutenden Commis in England, Frankreich und Genf gründlich. Beruflich entscheidend jedoch war aber eine dreijährige Tätigkeit bei der Schweizerischen Hoteltreuhandgesellschaft, nachdem der Ausbruch des Krieges den in seiner Branche üblichen Wanderjahren ein vorzeitiges Ende setzte. Diese Gesellschaft war als Ausführungs- und Aufsichtsorgan für die verschiedenen von der Obrigkeit erlassenen Not- und Hilfsmaßnahmen für das schweizerische Hotelgewerbe zuständig.

In dieser Zeit entstand das Konzept eines krisensicheren Idealbetriebes, der ohne Schwankungen während des Jahres, an sieben Tagen in der Woche und 18 Stunden täglich geöffnet ist. Als ersten Schritt in die Selbständigkeit übernahm Ueli Prager - 25jährig - die Leitung des großen Konzertcafés "Sihlporte", welches sich gerade auf dem Wege zum zweiten Konkurs befand. Nach fünfjähriger erfolgreicher Führung und Gesundung meinte Ueli Prager nun sein Konzept verwirklichen zu können.

Ein glücklicher Zufall brachte ihn mit dem Züricher Bauunternehmer Ernst Göhner und dessen "Claridenhof" - damals größtes Bürohaus der Schweiz mit 2.500 arbeitenden Menschen - in Verbindung. Es war 1947 und Prager gründete mit zwei Freunden eine AG, um das erste Mövenpick-Restaurant zu eröffnen. Damals begann eine Karriere, die sich aus der Mittelmäßigkeit hervorhob. So banal das heute erscheint: rationeller Ablauf, flexible Essenszeiten, durchgehend warme Speisen, Tellerservice, erschwingliche Delikatessen sowie Fische und Meeresfrüchte im Angebot, Essen an der Bar, glasweise verkaufter Wein, gleichbleibende Qualität wurden zu Grundlagen des Erfolgs.

1986 überschritt der Umsatz der Mövenpick-Unternehmungen erstmals die Grenze von sfr 1 Mrd. Es begannen die ersten schwerwiegenden Krisen. Prager, 70jährig, wollte sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und machte seine 26 Jahre jüngere Frau zum Direktionspräsidenten, einem Job, den man in Deutschland als Vorstandsvorsitzenden bezeichnen würde. Das ging nur zwei Jahre gut. Auch das Vorhaben, den Konzern der Familie zu erhalten, konnte nicht verwirklicht werden. Das Zerwürfnis gab den Ausschlag für den Verkauf an ein Münchner Bankhaus.

Es folgten der Gang an die Börse und der spätere Rückzug davon. Heute gehört die Mövepick Holding zu großen Teilen der saudiarabischen Kingdom Holding, die auch an Accor beteiligt ist.




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