Kreuzfahrt: Disput um Schweröl

Daß im Jahr 2018 immer noch Schiffe auf den Markt kommen, die auf Schweröl als Treibstoff ausgelegt sind und keine wirkungsvolle Abgastechnik einsetzen, ist ein Skandal, sagt der Naturschutzbund Deutschland e.V. Und weiter: In den großen Hafenstädten Europas leiden die Menschen extrem unter den zu hohen Luftschadstoffbelastung durch die boomende Kreuzfahrtindustrie. Doch die Reeder entziehen sich größtenteils ihrer Verantwortung. Mit solchen Aussagen machen sich die selbsternannten „Naturschützer“ der Meinungsmache verdächtig.

Wie der Kreuzfahrtverband CLIA hierzu bemerkt, ist der Einsatz von Schweröl ohne entsprechende Filter u.a. in der Nord- und Ostsee und den angrenzenden Häfen verboten. Sei 2015 nutzen Schiffe in diesen Gewässern und den angeschlossenen Häfen gemäß der Vorschrift kein Schweröl ohne den Einsatz entsprechender Filter. Konkret heißt dies: Kreuzfahrtschiffe, die Schweröl nutzen, müssen gleichzeitig gesetzlich anerkannte Technologien einsetzen („Abgasnachbehandlungssysteme“), die die Schwefelemissionen auf das Niveau von schwefelarmen Dieselkraftstoff reduzieren. Bei diesem Verfahren werden gleichzeitig weitere Schadstoffe aus dem Abgas herausgefiltert. Alternativ müssen die Schiffe andere Treibstoffe verwenden, wie Marinediesel oder Flüssiggas (LNG, liquified natural gas). Die Einhaltung dieser Vorgabe prüfen die zuständigen Behörden regelmäßig. Bis heute ist kein Verstoß durch ein Kreuzfahrtschiff festgestellt worden. Die Behauptung, alle Kreuzfahrtschiffe würden Schweröl nutzen und dabei keine Filtersysteme einsetzen, ist damit falsch, sagt CLIA (zumindest in den erwähnten Fahrgebieten).

Nach Erhebungen der Organisation sind 111 der aktuell 253 Schiffe der weltweiten Flotte der CLIA-Mitglieder mit Abgasnachbehandlungssystemen ausgestattet (Stand August 2018). Mehrstufige Abgasreinigungssysteme reduzieren laut Angaben der Hersteller Schwefelemissionen um 99%, Stickoxide um 95% und Rußpartikel um 90%.. Der Großteil der 111 Schiffe wird in der Nord- und Ostsee eingesetzt. Die Zahl der Schiffe mit Abgasnachbehandlungssystemen steigt: Vor etwa einem Jahr waren es 99. Der Fortschritt zeigt, daß die Branche am Einsatz neuer Technologien arbeitet. Neben den Abgasnachbehandlungssystemen kommen immer mehr Schiffe mit alternativen Antrieben auf den Markt. So wurde das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das ausschließlich mit Flüssiggas betrieben wird, in Deutschland fertiggestellt.

Der Beitrag wurde zunächst in Nfh N. 10/18 veröffentlicht.




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