Die traditionellen Werte als Basis des Erfolgs

Für die Ferienhotellerie kam die Wellness-Bewegung wie gerufen. So konnte man einen Trend aufgreifen und gewinnbringend umsetzen. Daß dies mit erheblichen Investitionen verbunden ist in Ausstattung und Service, liegt auf der Hand. Und Lehrgeld mußte auch gezahlt werden, denn so mancher wohlgemeinte Ratschlag von Experten erwies sich als irrig. Nachfolgend ein Beispiel: Die traditionellen Werte begleiten den Weg nach oben.
129 Jahre zurück reicht die Tradition des Hotels Deimann in Schmallenberg im Sauerland, am Fuß des Wilzenbergs. Damals eröffnete Albert Hilsmann in einem 1880 im Gründerstil erbauten und drei Jahre später erweiterten Gutshaus das Hotel Zum Wilzenberg, das bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts florierte. Die Nobelherberge verlor allerdings nach seinem Tod an Glanz und Zuspruch, wie es in der Familienchronik heißt. Und 1917 kaufte der damalige Schuldirektor das Anwesen. Er hieß Theodor Deimann und hatte Frau und neun Kinder, weshalb nun viele Hände auf dem Gutshof schafften. Man entwickelte Forst- und Landwirtschaft, einen Steinbruch, eine wasserbetriebene Sägemühle und die Posthalterei. 1932 wurde die Gastwirtschaft konzessioniert, die einer der Söhne, Josef Deimann, eröffnete. Es war ein Ausflugslokal, die Beherbergung gewann erst später wieder Bedeutung.
Wer sich heute dem Wellness- und Romantik-Hotel Deimann am Zusammenfluß von Sorpe und Lenne nähert, ist zunächst überrascht, vor einem so noblen Gebäude zu stehen. Der Gründerstil konnte über die Zeiten, auch über die Kriegszeiten gerettet werden, wenn auch das schiefergedeckte damals verloren ging.
Im Haus befinden sich 76 Zimmer, und es ist nicht übertrieben zu sagen, daß keins wie das andere ist. Sie sind alle überraschend groß, selbst die kleinsten haben mehr als 30 m2. Das war natürlich nicht immer so, im Laufe der Zeit wurden kleinere zusammen gelegt und bei Erweiterungen gleich großzügig verfahren. Es gibt Designer Zimmer und solche mit antiken Möbeln, praktisch sind sie alle und fast alle haben begehbare Kleiderschränke. Theo Deimann, Seniorchef und Sohn von Josef: „Seit wir das haben, lassen viele Gäste weniger unbeabsichtigt zurück“.
Theo Deimann wurde viel zu früh Hotelier. Als sein Vater 1960 völlig unerwartet und viel zu früh starb, war er grade 16 Jahre alt. Er war im ersten Lehrjahr als Koch bei Herbert Dölling auf dem Kahlen Asten und wurde von seinem Lehrherrn für den Spätdienst in der Kneipe seines elterlichen Hotels freigestellt.
Wer sich heute als Gast im Hotel Deimann einfindet, bekommt von der Härte der Aufbaujahre nichts mehr mit. Er wird einfangen in eine sympathische Atmosphäre, in der es sich wohl sein läßt. Wenn der Blick dann über das Wasser, auf dem Schwäne gleiten, schweift, auf das Grün der Matten und Wälder fällt, mag man ahnen, welche Kraft und Intensität es gekostet haben muß, das zu schaffen. Und es geht natürlich weiter. Die nächste Generation kommt an den Schlag. Sohn Andreas, ebenfalls von Beruf Koch, wird den Betrieb übernehmen, das einzige 5-Sterne-Hotel im „Land der tausend Berge“.
Fünf Sterne kommen nicht von ungefähr. Begründet sind sie sicher durch den Wellnessbereich, für den ein neues Badehaus errichtet wurden. Es ist lichtdurchflutet, 3 000 m2 groß, Süßwasserpool (90° C),
Bewegungsbecken (36°C) und Solefreibad (30°C), Sommerlandschaft, Liegehalle, Gartenbistro und Sportbereich mit Fitnessgeräten und -programm. Dazu gehört das angrenzende Spa im Gutshof mit Schönheitsbehandlungen und Massage. Natürlich gibt es auch eine Spa-Suite.
Pläne für die Zukunft hat Theo Deimann noch immer. Gerne würde er neben dem praktizierenden Heilpraktiker einen Arzt ansiedeln. Es müßte jemand sein, der allgemeine Kenntnisse hat und asiatischen Heilmethoden gegenüber offen ist. Der ist aber nur schwer zu finden. Eine Autogarage steht noch auf der Agenda, und der Saunabereich wird in den Berg vergrößert. Hier ist ein Stollen gebohrt, in dem ein Gardierwerk für salzhaltige Luft sorgt.




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